Unsere Vereinsgeschichte
Ein paar Ledereimer, wenige selbst geschneiderte Jacken waren die einzigen Feuerlöschrequisiten die den Deggendorfern zur Verfügung standen. Eine Feuerwehr gab es nicht, jeder half sich und seinem Nächsten. Eine große Bedeutung hatte der Türmer, der frühzeitig die Brände erkannte und Alarm schlug. Noch heute ist im Museum die EDV des 18. Jahrhunderts zu bewundern. (siehe Bild) Die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) gaben wohl den Anlass und drängten zur Herstellung von Druckspritzen.
Dieses "Brandermittlungsgerät" diente dem Türmer zur genauen Lokalisierung des Brandes. Es steht noch heute im Stadtmuseum. Nach genauer Peilung schlug der Türmer Alarm und er alarmierte durch Rufen, Trompete oder später bereits mit den ersten elektrischen Alarmgebern. Eine heutige Rathausturmbesteigung ist sehr interessant, denn die Türmerwohnung ist immer noch vorhanden. Der Aufstieg ist ein Erlebnis, man kann den Türmer noch überall erahnen. Auskünfte erteilt das Fremdenverkehrsamt, Führungen sind für Gruppen jederzeit möglich.
Am 1. März 1865 war es soweit. Alle Männer über 20 Jahren wurden aufgefordert, sich gegen 13.00Uhr Mittags im Rathaussaal als Mitglied eintragen zu lassen. Die Gründungsversammlung wurde am gleichen Abend im Sesselsberger Bräu abgehalten. Der 1. Gewählte „Corpus Hauptmann“ Georg Habler, königlicher Brandinspektor, konnte an diesem Tage 83 Mitglieder in die Wehr aufnehmen.
Im Jahre 1898 fand die erste Kreisfeuerwehrversammlung in Deggendorf statt. 25 Vertreter der Bezirksverbände waren anwesend. Ein Ehrentag für die Feuerwehr Deggendorf!
1912 wurde der Antrag abgelehnt, das Schlachthaus in der Schlachthausgasse als Feuerlöschrequisitenhaus umzubauen. Man musste nach anderen Lösungen suchen und erst 1917 zog man in die Kapuzinerkirche am Maria Ward Platz ein. 1928 errichtete man einen zweiten Stützpunkt und zwar in der Ufervorstadt, der allerdings nicht lange bestand.
Noch mal zurück zur Gründungszeit. Der zur Gründung notwendige „finanzielle Grundstock“ wurde von damaligen 174 Eigentümern der großen Bogenweide gespendet. Die sich im Eigentum der Stadt befindlichen Feuerlöschgeräte wurden sofort der neu gegründeten Feuerwehr zur Verfügung gestellt.
Die erste Feuerlöschordnung der FFW Deggendorf wurde noch 1865 erlassen.
Das Gründungsfest des Vereins wurde dann am 14. Januar 1866 mit einem Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt eröffnet. Im Festsaal des Gasthofs „Zum schwarzen Adler“ fand der Festball statt.
Zwei Jahre sollte es noch dauern, bis endlich die erste Fahne geweiht wurde. Angefertigt im hiesigen Englischen Institut, wurde der stolze Betrag von 176 Gulden und 25 Kreuzer der damaligen Oberin Mater Antonie Kiesel übergeben. (Diese Fahne ist noch heute im Stadtmuseum zu bewundern)
Die Stifter dieser Fahne waren Frauen und Jungfrauen unserer Stadt. Erst im Jahre 1960 wurde die Fahne durch eine neue ersetzt. Anlässlich dieser Fahnenweihe wurde vom damaligen Oberbürgermeister Hans Krämer ein Satz geprägt, der noch heute auf unsere Feuerwehr zutrifft: „Liebe Buam, eure Geschwindigkeit grenzt manchmal an Hexerei! (Anmerkung: gilt heute auch für die Mädels)
Auch Pflichtfeuerwehren gab es in der Stadt. Um die Jahre 1877 und 1920 kam es zur Ausrufung der Pflichtfeuerwehr. Noch heute gilt: Finden sich nicht genügend Freiwillige, kann die Gemeinde die Pflichtfeuerwehr ausrufen.
Die Motorisierung der Feuerwehr begann ab 1930. Schon 1908 wurden Rücklagen gebildet, um eine Dampfspritze anschaffen zu können. Der 1. Weltkrieg machte all diese Vorhaben zunichte und erst 1920, also 12 Jahre nach der ersten Rücklagenbildung wurde die Beschaffung eines Motorlöschgerätes wieder in Erwägung gezogen. Durch Nichtgewährung von staatlichen Zuschüssen und wegen Nichtbeteiligung des Bezirkes Niederbayern war dieser Traum sehr schnell ausgeträumt. Auch ein Angebot der Ziegelei Weber&Co, der Feuerwehr eine Spritze im Wert von 1 Million RM (Inflationsgeld) zu kaufen, wurde nicht angenommen, da die geforderte Gegenleistung, die Verschreibung von Tauschgrundstücken in der Größe von 8,74 bayerischem Tagwerk, dem Magistrat der Stadt zu teuer war.
Was lange währt…endlich! Am 23. August 1930 kam die erste Magirus Automobilspritze aus Ulm in Deggendorf an. Noch am gleichen Tag war der erste Einsatz der neuen Spritze bei einem Großbrand im Benediktinerkloster Metten.
Von diesem Zeitraum an hielt die Wehr Schritt mit dem Fortschritt der Technik.
Die Feste der Feuerwehren hielten sich in Grenzen. Das 50jährige Gründungsfest konnte wegen der Kriegswirren des 1. Weltkrieges nicht abgehalten werden. Geraume Zeit später wurde immer im April ein Stiftungsfest mit Kirchenzug und anschließendem Frühschoppen durchgeführt. Mit der Zeit geriet dieser Brauch in Vergessenheit.
Die lampiongeschmückten Sommerfeste im Kieslingkeller werden noch heute manchem älteren Kameraden in Erinnerung sein.
Stolz feierte die Deggendorfer Wehr 1950 das 85. Gründungsfest. 60 Feuerwehren waren der feierliche Rahmen. Mit Marschmusik und brennenden Fackeln marschierten die Wehren am Abend durch die Stadt, um der Bevölkerung den Kameradschaftsgeist der freiwilligen Einsatztruppe und deren Zusammengehörigkeitsgefühl näherzubringen. (Anmerkung Webmaster: „Wäre heute auch mal wieder notwendig!)
Ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte war das 100jährige Gründungsfest im Jahre 1965. Zum Jubiläum hatten sich so viele Feuerwehren angemeldet, dass das große Bierzelt auf dem Volksfestplatz angemietet werden musste.
Nach der Machtübernahme durch die Amerikaner wurde die FFW Deggendorf für kurze Zeit ein "Fire Department". Sowohl die Leitung der Stadt und damit auch der Freiwilligen Feuerwehr lag in den Händen der Amerikaner, der Besatzer.
Ein neuer Abschnitt begann mit dem Umzug in das neue Gerätehaus an der Otto-Denk-Straße. Wer dachte damals in der Euphorie daran, dass dieses Haus zwanzig Jahre später schon wieder viel zu klein war und die Führung der Wehr die Weichen für einen richtungweisenden Neubau stellten. Noch unter Stadtbrandinspektor Josef Kainz wurde die Idee geboren. Die Umsetzung und Planung übernahm der damals gewählte Stadtbrandmeister Alois Schraufstetter. Stadtbrandinspektor Kainz war erkrankt, Schraufstetter wurde dann 1984 zum Stadtbrandinspektor gewählt. Das neue Gerätehaus am St. Florian Weg wurde unter OB Dieter Görlitz errichtet. 25 Jahre später (2010) ist es nach wie vor ein Musterbau an Funktionalität.
Immer größere und höhere Bauten in der Stadt forderten eine größere und immer dem letzten Stand angepasste Feuerlöschtechnik.
Bei vielen Tagen der offenen Tür wurden und werden die Geräte dem Bürger vorgeführt. Ein Beweis der Schlagkraft der Deggendorfer Wehr, die seit 1985 auch einen eigenen ABC-Zug unterhält. Das Einsatzspektrum wurde mit der Beschaffung des Rüstwagens „Gefahrgut“ erheblich erweitert. Hinsichtlich des Freihafens und der damit verbundenen Lagerung von Gefahrgütern ist die Feuerwehr Deggendorf heute in der Lage, den Bürger vor ausgehenden Gefahren zu schützen.